Sprichworte der Sara
Die Sara sind eine Ethnie, die im Süden des Tschad und angrenzenden Teilen der Zentralafrikanischen Republik lebt. Drei Viertel der ca. 2 Mill. der Sara (1980) leben im Tschad, wo sie ca. 30 % der Einwohner stellen. Der Rest lebt in der Zentralafrikanischen Republik, wo sie ca. 10 % der Einwohner stellen.
Die Sara gliedern sich in mehrere Untergruppen, darunter die Ngambaye (auch Gambaye), Mbai (auch Mbaï, Mbaye, Mbaye) und Madjingaye als größte Gruppen und kleinere Gruppen wie die Ngama, Kabalai, Deme, Daye und Rundjo sowie Sar, Kaba, Dindje, Nara und Gulay (auch Gula, Goulaye) sowie Dijoko, Kumra, Nar, Noi, Mbun, Sara-Kaba, Bedjond, Gor, Mouroum und Dobra. Die Ngambaye untergliedern sich wiederum in mehrere Gruppen, darunter Mbeur, Mbaoua, Kilang, Dogo und Laka.
Die Sara wanderten aus nordöstlicher Richtung in ihr heutiges Siedlungsgebiet ein, woher genau, ist unbekannt. Sie bildeten traditionell keine Einheit. Der Name „Sara“ diente ursprünglich als Sammelbezeichnung für Volksgruppen im Süden des heutigen Tschad, aus denen Sklavenjäger aus den muslimischen Staaten Bornu, Baguirmi und Wadai Sklaven fingen. Die verschiedenen Gruppen übernahmen schließlich diese Bezeichnung als Zeichen ihrer Verbundenheit aufgrund gewisser kultureller Gemeinsamkeiten und des Gegensatzes zu den Volksgruppen im Norden des Landes. Die Sara-Sprachen sind eine Untergruppe der zentralsudanischen Sprachen. Die Sara sind traditionell Ackerbauern und leben in Dörfern unter der Autorität eines Oberhauptes, dem Chef.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sara_(Volk)
Das Wort der Nacht ist der Schwanz des schwarzen Margouillat.
(Ein Margouillat ist eine Eidechse mit einem Weiß und Braun gestreiften Schwanz. Das Sprichwort bedeutet, Besprechungen oder Beschlüsse in der Nacht haben keinen Wert und Bestand. Wichtige Dinge werden morgens besprochen und entschieden. Morgens sind alle ausgeschlafen und nicht Müde oder erschöpft wie abends nach der Arbeit und ohne die Wirkung des Alkohols.)
Dein Nachbar ist der, der das Feuer in deinem Haus löscht.
(Man sollte sich mit dem Nachbarn gut stellen, irgendwann wird man seine Hilfe brauchen. Auch wenn der Nachbar ein Fremder von einem anderen Volk ist, soll man ihm keinen Schaden zufügen.)
Der Affe, der schläft, isst keine Bohnen.
(Wer nur schläft, kann viel verpassen oder eine Chance verschlafen.)
Der mütterliche Onkel eines Kindes ist die Mutter des Kindes.
(Das bedeutet, dass man den Kindern der Schwester mehr zugetan ist als denen des Bruders. Sie bekommen mehr Aufmerksamkeit und Zuwendungen als die anderen.)
Der Tod ist wie das Spiel „Méndé“. Wenn dein Freund spielt, spiel mit ihm.
(„Méndé“ ist ein Spiel der Mädchen, in den sie sich gegenseitig mit den Armen auffangen müssen. Wenn jemand gestorben ist und alle trauern um den Verstorbenen, muss man den anderen genauso auffangen, um ihn zu trösten. Freunden und Verwandten soll in Schwierigkeiten und Trauer beistehen und sich gegenseitig helfen.)
Die Augen haben Angst, aber die Hände sind es, die arbeiten.
(Das bedeutet, man sollte Schwierigkeiten oder Anforderungen einer Sache erst beurteilen, wenn man sie tatsächlich überprüft hat. Manches Unbekannte kommt einem unwahrscheinlich schwer und kompliziert vor, was sich beim Arbeiten als unbegründet herausstellt.)
Die Sachen, die auf dem Hals oder bei der Kehle sind: Tu sie nicht mit Gewalt.
(Wenn man Probleme hat, angeklagt wird oder schuldig einer Tat, sollte man nichts überstürzen oder mit Gewalt versuchen, sondern die Situation mit Weisheit und Nachdenken versuchen, sie zu lösen. Wer sich ins Unrecht setzt oder mit Lösungen mit Gewalt herbeiführen will, verschlechtert oft seine Lage noch.)
Es kann aufhören zu regnen, aber Hunger hat keinen Hunger.
(In der Regenzeit kann es den ganzen Tag regnen, man muss aber aufs Feld, um den Acker zu bestellen. Wenn man wegen des Regens nicht hinaus geht, wird man in der Erntezeit auch nichts zu ernten haben und hungern müssen.)
Höre zu, was von deinem Freund gesagt wird; höre auch dich selbst.
(Wenn man einen anderen kritisiert, wird man auch selbst kritisiert. Wenn einem anderen etwas passiert, kann das gleiche auch einem selbst passieren.)
Sogar der kleine Kürbis hat einen Samen.
(Man sollte auch auf Kinder oder junge Menschen hören, vielleicht habe sie Ratschläge oder Ideen, auf die die älteren noch nicht gekommen sind. Man kann viele Dinge auch anders als bisher machen, möglicherweise wird es dann besser.)
Wenn du deinen Freund respektierst, baust du das Dorf.
(Wenn zwei zusammenarbeiten und einer arrogant ist oder den anderen beleidigt, sollte er nicht nachgeahmt werden und ihm auch nicht geantwortet werden.)
Wenn du siehst, was auf deinem Kopf ist, wird das in deiner Hand fallen.
(Mit den Händen wird die Last auf dem Kopf im Gleichgewicht gehalten. Wenn man noch mehr versucht , wird alles herunterfallen. Das bedeutet, man soll nur eine Sache zur Zeit machen, sobald man mehrere gleichzeitig versucht, werden alle misslingen.)
Wer nicht auf den Baum klettert, isst die unreife Frucht.
(Die untersten oder herabgefallenen Früchte kann jeder erreichen. Sie werden meist schon unreif gepflückt, weil sie sonst von jemand anderem genommen würden. Nur wer klettern kann und die schwer erreichbaren pflücken kann, kann auch warten, bis sie reif sind. Das bedeutet, wenn man gute Ergebnisse seiner Arbeit will, muss man sich anstrengen und schwer arbeiten. Wer sich nicht anstrengt oder faul ist, wird nur schlechte Ergebnisse erhalten.)
Wer sich an die Sauce im Mund erinnert, würde es nicht wagen, die Sauce zu trinken.
(Wer bei einer gemeinsamen Mahlzeit anderen sagt “Vorsicht, die Sauce ist fast alle“, wird dann selbst mehr davon abbekommen und ist damit der ungastliche.)
Zuerst geht das Kind auf eine Reise, dann entdeckt es den Fremden.
(Wer zu Hause bleibt, sieht nicht viel von der Welt. Wer auf Reisen geht, entdeckt die übrige Welt und kann viel mehr lernen als derjenige, der im heimatlichen Dorf geblieben ist.)