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Sprichworte aus Aserbaidschan

Flagge von Aserbaidschan
Wappen von Aserbaidschan
Flagge von Aserbaidschan
Wappen von Aserbaidschan
Die Flagge Aserbaidschans ist waagerecht dreifach mit den Farben blau-rot-grün geteilt. Im mittleren Streifen befindet sich ein weißer Halbmond mit einem achtzackigen Stern. Zum ersten Mal wurde diese Flagge am 9. November 1918 durch die Demokratische Republik Aserbaidschan angenommen. Bis zur Eroberung durch die Rote Armee 1920 war sie schon einmal Staatsflagge Aserbaidschans. Am 5. Februar 1991 wurde sie vom Parlament der Aserbaidschanischen SSR als Staatsflagge wieder eingeführt.
Der blaue Streifen steht für die Zugehörigkeit des aserbaidschanischen Volkes zur Gemeinschaft der Turkvölker; Rot bedeutet der Wille, eine moderne demokratische Gesellschaft aufzubauen und weiter zu entwickeln; der grüne Streifen symbolisiert die Zugehörigkeit zur islamischen Zivilisation.

Im Wappen ist ein achtzackiger, weißer Stern auf einer goldgefassten Scheibe mit Ringen in den Nationalfarben. Auf dem blauen Ring befinden sich acht große goldene Punkte. Im Stern ist eine rote Flamme mit vier Zungen. Unter der Scheibe liegen links Eichenäste und rechts Weizenähren.


Die Republik Aserbaidschan ist ein Binnenstaat in Vorderasien zwischen dem Kaspischen Meer und dem Kaukasus und hat eine Gesamtfläche von 86.600 km². Das Land wurde am 18. Oktober 1991 unabhängig und gehörte vorher zur UDSSR. Kurzzeitig wurde das Land schon einmal am 28.5.1918 unter dem Namen Aserbaidschan selbstständig.Damit war Aserbaidschan die erste demokratische Republik in der Geschichte des moslemischen Orients. Aserbaidschan ist Mitglied des Europarats und auf diese Weise in die europäischen Strukturen eingebunden.

Im russischen Kaiserreich trug das Gebiet die Namen Arrān und Albania. Der Name „Aserbaidschan“ bezeichnete ursprünglich eine weiter südlich gelegene Region im Iran. Der Name Aserbaidschan stammt wahrscheinlich von Atropates, 328 v. Chr. ein Statthalters Alexanders des Großen, der über das Gebiet des heutigen Iranisch-Aserbaidschan herrschte.

Aserbaidschan hat 9.477.100 (2014) Einwohner, von denen sich 91,6% als Aserbaidschaner betrachten. Von den Weltweit ca. 25 Millionen Aserbaidschanern lebt der überwiegende Teil nicht in Aserbaidschan, sondern fast 15 Millionen im benachbarten Iran, was ca. 16 % der Gesamtbevölkerung Irans ausmacht. Aserbaidschaner sind eine turksprachige Ethnie Westasiens vom Nordwesten Irans bis in die Republik Aserbaidschan mit Teilen der Nachbarländer. Sie bezeichnen sich wegen der nahen sprachlichen Verwandtschaft zu den Türken vielfach auch als aserbaidschanische Türken.

Durch die Verwandtschaft zu den anderen Turksprachen und dem Kulturkreis der Nachbarvölker haben die Sprichwörter teilweise den gleichen Ursprung, ähnliche Inhalte oder Bedeutung.

   Quelle:   http://de.wikipedia.org/wiki/Aserbaidschan


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50 der Sprichwörter aus Aserbaidschan wurden von der Russistin Gisela Reller auf Reportagereisen in die Sowjetunion, die sie für die Illustrierte FREIE WELT unternahm, jahrzehntelang zwischen 1964 und 1990 vor Ort gesammelt. Weitere bisher unveröffentlichte Informationen über dieses und 50 anderer  Völker der ehemaligen Sowjetunion auf der Webseite von Gisela Reller:   www.reller-rezensionen.de/
   
Informationen zu 50 Völker Russlands, von Abasiner bis Zachuren, in einem Lesebuch mit 1001 Sprichworten und über 100 Fotos und ethnografischen Illustrationen von Gisela Reller:
„Die Heimat ist eine goldene Wiege“, ISBN 978-3-8305-3934-6, erschienen am 27.08.2019.
Ein Blick ins Buch:   
www.bwv-verlag.de/detailview?no=3934

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Achte sicher darauf, dass deine Decke deine Füße bedeckt.

All Ungemach von der Jugend kommt.

(Angenommen) es hat nicht geregnet und die Rohrkolben*6 nicht gewachsen.
(Das Sprichwort bedeutet, man sollte sich auf niemanden oder etwas verlassen, sondern es selber machen oder dafür sorgen, dass etwas passiert.)

Auch der Boden hat die Ohren.


Bäume würden sich beugen, wenn sie Früchte tragen.


Befrage den Hakenpflug, willst du des Ochsen Qualen ermessen.

Beginne erst Händel mit dem Bootsmann, nachdem du sein Schiff verlassen hast.

Behandle mich gut und ich mache dich reich, sagt der Boden zum Menschen.

Beschämend ist nicht der, der nicht weiß, sondern der, der nicht fragt.

Besser ein guter Nachbar als ein schlechter Verwandter.

Billiges Fleisch macht nie eine gute Suppe.


Binde keinen Knoblauch auf deinen Kopf, wenn du keine Kopfschmerzen hast.
(Man soll keine Probleme machen, wenn es keine gibt. In der aserbaidschanischen Volksmedizin werden Stirn und Schläfen mit Knoblauch eingerieben und massiert. Es wird angenommen, dadurch bestimmte Punkte zu entlasten und Kopfschmerzen zu lindern.)


Bis der Frühling kommt, singen Nachtigallen nicht.


Bis die Löwen ihre Historiker haben, werden Geschichten von der Jagd immer den Jäger verherrlichen.

Bist du beim Wolf zu Gast geladen, nimm den Hund mit.

Bist du mit einem Jungen oder einem Mädchen gekommen?
(Wenn man auf Neuigkeiten wartet symbolisiert dies Sprichwort eine gute oder schlechte nachricht. Ein Junge bedeutet eine gute Nachricht, ein Mädchen eine schlechte.)


Brautwerber schelten nicht.

Das Baby, das nicht schreit, bekommt keine Milch.

Das eigene einfache Brot ist viel besser als jemand anderes Pilaf*5.

Das Haar trinkt (Wasser) vom Herzen.
(Die Gesundheit der Haare spiegelt die Stimmung und Gemütszustand.)


Das „Halva-Halva“*2 sagen wird deinen Mund nicht süß machen.

Der Mund wird nicht süß, wenn du Halva*2 sagst.

Das Kamel ist nicht unter den Teppich zu kehren.

Das Kind, das nicht schreit, wird keine Milch bekommen.

Das Kind ist süßer als Honig.


Das Leben ist nicht die Tage, die wir erleben, sondern die Tage, die in Erinnerung bleiben.


Das Leid kommt ohne anzuklopfen.

Das verloren gegangene Beil hatte einen Griff aus Gold.

Den Blinden schert das Geld für die Kerzen nicht.

Den ungebetenen Gast in die ungefegte Ecke.

Der Appetit wohnt zwischen den Zähnen.

Der Baum wird sich biegen, wenn er Früchte trägt.

Der Blinde ist schon mit dem Bettelstab zur Stelle, obwohl die Moschee noch im Bau ist.

Der eine war in Mekka, der andere erzählt davon.

Der Füchsin ist es egal, woran der Hahn sich labte.

Der Hund bellt, die Karawane zieht weiter.
(Sprichwort auch in vielen anderen Ländern.)


Der Hund schläft im Schatten des Karrens, aber er denkt, dass es sein eigener ist.

(Das Sprichwort mahnt dazu, nicht selbstsüchtig und stolz auf etwas zu sein, was man selbst nicht möglich gemacht oder geleistet hat.)


Derjenige, der schüchtern ist, wird nie einen Sohn haben.


Der kluge Vogel wird in seinem Schnabel gefangen.

(Menschen, die zu intelligent sind, könnten sich am Ende selbst verletzen und durch die vermeintliche eigene Klugheit zu Schaden kommen.)


Der Wald kann nicht ohne seine Schakale sein.


Des Hauses Zier ist das Kind, Zier des Tisches ist der Gast.

Die (Spitze der) Feder ist mächtiger als das Schwert.

Die Mahlzeit des Gastes kommt, bevor er kommt (vor dem Gast).
(Das Sprichwort soll andeuten, das man einem Gast eine malzeit anbieten soll, egal wie wenig man selber zum Leben hat.Viele halten es für ihre Pflicht, die Gäste auch unter großen eigenen Opfern zu versorgen. Wenn man nichts hat, um einen Gast zu ernähren, Gott wird schon dafür sorgen.)

Die Zunge kann verwirren und die Wahrheit sagen.


Eine alte Füchsin gerät in keinen Hinterhalt.

Eine böse Nachricht verbreitet sich besonders schnell.

Eine Hand wäscht die andere Hand, beide wiederum das Gesicht.

Ein Freund schaut in deine Augen, ein Feind auf deine Füße.

Ein Gast ist ein Licht im Haus.

Ein geduldiger Mensch gräbt sein Grab mit der Nadel.

Ein guter Freund ist dir näher als ein Bruder.

Ein gutes Pferd braucht nie eine Peitsche.

Ein Haus ohne einen Gast ist wie eine Mühle ohne Wasser.


Ein Hinweis ist genug für einen klugen Mann.


Ein Hund, der beißen will, fletscht vorher nicht die Zähne.

Ein Hund hat einen vollen Magen zu haben.
Ein Hund hat satt zu sein.


Ein Mann sagt sein Wort einem anderen ins Gesicht.

Ein nach hinten geworfener Stein trifft oft die Ferse.

Ein treuer Freund wird nie ein Fremder, auch, wenn er dich hundert Jahre nicht mehr gesehen hat.

Ein verrückter Mann wirft einen Stein in Wasser und tausend kluge Männer können ihn nicht herausholen.


Ein weiser Feind ist besser als ein törichter Freund.
(Ein dummer Freund ist unberechenbar und dadurch möglicherweise gefährlicher als ein intelligenter Feind, den man einschätzen kann.)

Erfüll erst den Wunsch eines Kindes, dann den Befehl des Padischah*4.

Er kann den Balken in seinem eigenen Auge nicht sehen, aber er sucht nach einer Augenwimper in jemandem anderen.

Erkläre dem Hund zu fangen, und das Kaninchen läuft.


Er kommt einhergehend mit Feuer und Wasser.

Erst wenn du einen Kirschgarten hast, zeigt der Star seinen wahren Charakter.

Er (Sie) uriniert nicht einmal auf seine Verletzung (Wunde).
(In der Volksmedizin wurden Verletzungen, Schnitte oder Verbrennungen oft mit Urin behandelt. Das Sprichwort beschreibt besonders geizige Menschen, die selbst das verweigerten.)

Es ist keine Schande etwas nicht zu wissen, aber es ist eine Schande, nicht zu fragen.


Es ist unmöglich, zwei Wassermelonen in einer Hand zu halten.

Fliegen sind nichts, aber sie machen dich krank.

Für die Maus ist die Katze ein Löwe.

Galandar stieg auf den Berg, um seine Probleme (Kummer, Leid) loszuwerden, und die Leute sagten: „Was für ein glücklicher Mann! Er ist zu seinem Sommerplatz gegangen, sich auszuruhen.“

Ganz gleich, welchen Finger du dir verletzt, der Schmerz bleibt derselbe.

Gebe ein Zeichen (Geschenk) es macht auch nichts, wenn es eine faule Nuss ist.
(Es wird für unhöflich gehalten, mit leeren Händen ohne Geschenk zu kommen. Man nimmt ein Geschenk mit, auch wenn es unvollkommen oder von schlechter Qualität ist. Der Empfänger nimmt es und kritisiert es nicht nach dem Grundsatz: „Einem geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul.“
)

Gehe, wo deine Verwandten gehen.


Geld ist Schmutz auf den Händen. Es wäscht sich sehr schnell wieder ab.


Gras wächst auf seinen Wurzeln.


Grenzenlos ist nur die Geduld einer Mutter.

Gute Sitten sind nicht auf dem Basar zu kaufen.

Gutes tun im Gegenzug für etwas Gutes ist eine Tat von jedem Menschen. Gutes tun auf Schlechtes ist das Zeichen eines ehrenwerten Mannes.

Hoffnung ist besser, als zu essen.


Höflichkeit wird nicht auf dem Basar verkauft.


Hüte dich vor Scherzen, die halb im Ernst gesagt werden.

Ich habe ein Bedürfnis, aber nicht auf Eingeweide; ich benötige einen Schwanz.
(Der Lammschwanz, das Hinterteil, gilt als die leckersten Teil des Tieres. Eingeweide, Darm, Herz und Leber werden weniger geschätzt. Das Sprichwort bedeutet, man soll den Stolz nicht beleidigen, indem man etwas minderwertiges gibt.)


Ich versuchte, die Augenbrauen zu ziehen, aber ich stoße am Ende das Auge.


Ich wünschte, Gott hätte nicht die linke Hand gemacht, um die rechte Hand zu brauchen.

(Das Sprichwort bedeutet, das Familie und Gesellschaft eine individuelle Initiative manchmal erwürgen und die Chance verhindern, unabhängig von ihnen zu sein.)


Intelligenz ist im Kopf, nicht im Alter.

(Man muss nicht alt sein, um intelligent zu sein.)

Jeder Baum wirft einen Schatten auf seinem eigenen Boden.

Jemandes Ende, jemandes Anfang.

Je mehr du weißt, desto weniger solltest du sprechen.


Kaufe kein Haus, kaufe einen Nachbarn.


Könnte man durch bloßes Zuschauen lernen, so wäre aus dem Hund längst ein Fleischer geworden.


Kümmer dich nicht um Sturm und Schnee zuliebe eines Freundes.

Lachen ist das Heilmittel für 1001 Krankheiten.


Lass sogar Gott denken, dass du täglich Pilaf*5 isst.


Lebe nicht, um zu essen, iss, um zu leben.

Leere Hände – finsteres Angesicht.

Mancher hat sogar bei einem Hund Schulden.

Man kann nicht zwei Melonen auf einer Handfläche tragen.

Mess 100 Mal, bevor du einen Schnitt machst.
(Man sollte sich genau, am Besten mehrmals überlegen und prüfen, befor man weitreichende Entscheidungen trifft.Wenn der Stoff Beispielsweise beim Schneider zugeschnitten ist, ist es für Änderungen zu spät.)

Misstraue dem, der die Hundesprache kennt und den Weg zur Hölle.

Mit guten Nachbarn wird auch die blinde Tochter keine alte Jungfer.

Mut kommt mit dem Anlass.

Mut sind zehn, neun davon sind die Fähigkeit zu entfliehen.

Niemand nimmt seinen Reichtum mit zur andere Welt.

Nur ein Blinder fällt zweimal in denselben Brunnen.

Ob Männchen oder Weibchen – Löwe ist Löwe.

Ohne einen einzigen Weizen zu säen, würdest du keine tausend ernten.
(Eine kleine Aktion heute kann in der Zukunft große Auswirkungen haben. Ohne heutige kleine Investitionen kann man keine großen Zinsen in der Zukunft erhalten.)

Reiche und Dorftrottel haben Narrenfreiheit.

Sag wahr aus Angst vor den Menschen, lüge nicht aus Angst vor dem Gewissen.

Salz und Brot schneiden wir gemeinsam.

Schau auf meine Farbe, erkenne meine Stimmung.

Schläfst du im Brunnen, denke einfach, es sei ein Minarett.

Schönheit ist zehn, neun davon ist zu wissen, wie man sich kleidet.
(Das Wichtigste ist nicht die eigentliche Schönheit. Man muss nur wissen, wie man sich gut kleidet um die natürliche Schönheit ins rechte Licht zu setzen und dadurch attraktiv zu wirken.)


Schönheit ohne Tugend ist ein Fluch.


Segne die Bauherren, verdammt die Mörder.

Seinem Schuldner wünscht der Gläubiger blühende Gesundheit.

Selbst wenn dein Verwandter dein Fleisch isst, wird er nie deine Knochen wegwerfen.

Sprich nicht von dem, was du gelesen hast, aber über das, was du verstanden hast.


Suche nicht das Haus auf, sondern den Nachbarn.

Tochter, ich erzähle dir; Schwiegertochter hört zu.
(Dieses Sprichwort besagt, dass in der Regel direkte Konfrontationen vermieden werden. Wenn etwas falsch ist oder ein verhalten geändert werden soll, wird der Hinweise jemand anderem gegeben. Die eigentliche Zielperson bekommt das mit, kann sich ändern und trotzdem das Gesicht waren.)


Tropfen für Tropfen wird ein See.


Tu eine gute Tat, und werfe sie ins Meer. Wenn die Fische sie nicht kennen (sie schätzen), der Schöpfer wird es.
(Dieses Sprichwort basiert auf einer bekannten Geschichte. Ein armer Mann warf aus Gewohnheit für die Fische jeden Tag zwei Brote ins Meer. Die Fische ignorierten das Brot. Aber das Brot war nicht verloren. Ein Prinz, der auf dem Meer vermisst wurde, fand das Brot und überlebte damit. Nachdem er gerettet wurde, suchte er den armen Mann, dessen Brot er gegessen hatte und machte ihn zu einem sehr reichen Mann.
)

Über Honig zu sprechen, lässt dich keine Süße schmecken.


Überprüf nie die Zähne eines Pferdes, das von einem reichen Grundbesitzer gegeben wurde.

Überquere die Brücke, über die deine Verwandten gingen.


Unverdienter Reichtum hat keine Güte (nichts gutes).

Verlässt du dich auf den Nachbarn, bleibst du ohne Licht.

Während der Kluge nachdenkt, zeugt der Dumme unbekümmert einen Sohn.

Warum soll sich der Affe als Zimmermann betätigen?

Was du in deine Mahlzeit kochst, hast du später auf deinem Löffel.

Weißes Geld sollte für einen schwarzen Tag gesammelt werden.
(dts.: Spar in der Zeit, so hast du in der Not ein Brot.)


Wenn der Felsen nicht einstürzt, bleibt auch die Schlucht, wie sie ist.

Wenn der kranke Mullah*3 arm ist, stirbt er.

Wenn der Nachbar gut war, hätte (sogar) das blinde Mädchen eine Chance, zu heiraten.

Wenn der Nachbar gut war, warum sollte ein Garten einen Zaun brauchen?


Wenn die Schönheit zehn Punkte hat, so gehören neuen den Kleidern.

Wenn du Angst hast, wirst du deine Augen verschließen.

Wenn du jung bist, trage Steine, wenn du alt bist, esse Pilaf*5.

Wenn ein Armer stirbt, kränkelt der Mullah*3.

Wenn es klappt, wird`s Joghurt, wenn nicht, wird`s Ayran*1.

Wer allein ist, ist auch mit seinem Leid allein.

Wer keine Kopfschmerzen hat, braucht sich kein Knoblauch auf den Kopf zu legen.

Wer mit dem Esel nicht zurechtkommt, schlägt die Satteldecke.

Wer Mitleid mit dem Lamm hat, kann keinen Kebab essen.

Wer sich auf seinen Nachbarn verlässt, bleibt ohne ein Abendessen.

Wer sich einmal an Milch die Zunge verbrannt hat, pustet zum Kühlen sogar auf Joghurt
.

Wer spät im Leben (die Musik) lernt, wird in seinem Grab spielen.

Wer überholt bekommt, und Steine wer nicht.

(ähnlich in dts.: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.)

Wie der Herr ist, so wird das Pferd beschlagen.

Wie eilige es der Gärtner auch hat, die Birne wächst nicht vor der Zeit.

Wie unglücklich ist der Mensch, der fern der Heimat sterben muss.

Wohin sich die Füchsin auch wendet, der Schweif folgt ihr.

Wünsch deinem Nachbarn zwei Kühe, damit du eine für dich selbst haben kannst.
(Man soll gegenüber anderen Großzügig sein. Am Ende wird man durch ebenfalls einen Vorteil erhalten.)


Sprichworte der Taten

Die Taten sind ein indigenes Volk, das in Aserbaidschan und der angrenzenden Republik Dagestan der Russischen Föderation lebt. In der Volkszählung von 2009 in Aserbaidschan gaben 25.218 Menschen an, den Taten anzugehören. In der Volkszählung Russlands 2010 bezeichneten sich 1595 Menschen als Taten. Weitere Tatisch sprechende Menschen bekennen sich zum Judentum oder bezeichneten sich als „Bergjuden“, 9100 (2009) in Aserbaidschan und 762 (2010) in Dagestan. Die tatischsprachige Bevölkerung umfasste 2003 ca. 30 bis 50.000 Menschen.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Tat_(Volk)
             https://de.wikipedia.org/wiki/Tatische_Sprache
             https://de.wikipedia.org/wiki/Aserbaidschan

Die Sprichwörter der Taten wurden von der Russistin Gisela Reller auf Reportagereisen in die Sowjetunion, die sie für die Illustrierte FREIE WELT unternahm,  jahrzehntelang zwischen 1964 und 1990 vor Ort gesammelt. Weitere bisher unveröffentlichte Informationen über dieses und 50 anderer  Völker der ehemaligen Sowjetunion auf der Webseite von Gisela Reller:   www.reller-rezensionen.de/
   
Informationen zu 50 Völker Russlands, von Abasiner bis Zachuren, in einem Lesebuch mit 1001 Sprichworten und über 100 Fotos und ethnografischen Illustrationen von Gisela Reller:
„Die Heimat ist eine goldene Wiege“, ISBN 978-3-8305-3934-6, erschienen am 27.08.2019.
Ein Blick ins Buch:   
www.bwv-verlag.de/detailview?no=3934

Am besten der Bruder, der zugleich ein Freund ist.

Am süßesten ist des Konditors Töchterlein.

An einem gefällten Baum wetzen alle ihr Beil.

Auch Brüder haben getrennte Beutel.

Auch im Hause eines Königs gibt'Hader*14.

Aus der Ferne sieht jede Chalwa*2 süß aus.

Bei den Schlangen gibt es keine Ältesten.

Besser naher Nachbar als ferne Schwestern und Brüder.

Bist du in die Banja gekommen, dann schwitze auch.

Das Ende aller Schwierigkeit ist Seligkeit.

Das Heimatgefühl ist etwas, das in der Fremde zunimmt.

Den Rubel lass fahren, doch hüte die Kopeke.

Der Mensch ist zweimal Kind: mit einem Jahr und mit hundert Jahren.

Der Musikant gewinnt an der Hochzeit, der Geistliche an der Beerdigung.

Die Füchsin stahl das Huhn, verflucht wird der Schakal.

Drei Dinge braucht der Mensch: Geduld, eine süße Zunge und das Vermögen, ein Geheimnis zu hüten.

Ein billiges Ding kommt teuer zu stehen.

Ein echtes Küken piepst schon im Ei.

Einen lieblichen Freund schätze höher denn einen leiblichen Bruder.

Ein Esel wird kein Ross.

Ein Vater bringt zehn Söhne durch, zehn Söhne ernähren keinen Vater.

Für den Armen stecke deine Hand getrost in die Tasche.

Für einen der nicht isst, findet sich immer einer, der reinhaut.

Geduld ist die Umzäumung des Klugen.

Halte dich fern von einem, der den Verstand verloren hat.

Hast du das Salz aufgegessen, zerbrich trotzdem nicht das Salzfass.

Hochzeit und Totenschmaus - Tod für das Huhn.

In einem schönen Haus muss sogar der Hund schön sein.

Kaue das Wort gut durch, ehe du es aus dem Mund lässt.

Keine Ohren - keine Ohrringe.

Kein Kätzchen verlässt sein warmes Plätzchen.

Kein Wald ohne Schakale.

Kleine Leute haben große Träume.

Kommt ein Gast ins Haus, schau nicht auf die Uhr.

Lieber eine glatzköpfige Tochter als sieben haarige Söhne.

Liebst du das Kind, liebe auch sein Geplärre.

Poche nicht an jede Tür, damit nicht jeder an deine klopft.

Reisen sollten die Menschen, die Überraschungen lieben.

Schuld ist immer der Verstorbene.

Sei auf der Hut, sowohl vor Wasser als auch vor Feuer.

Tue deinem Feind Gutes, damit er verlegen wird.

Über einen alten Wolf frohlockt sogar der Hund.

Und wenn sich hundert Hebammen einfinden, mühen muss sich die Gebärende.

Verbrenne wegen eines Flohs nicht den Pelz.

Verschließ deine Tür, dann brauchst du deinen Nachbarn nicht Dieb zu nennen.

Von einem Baum kann man nur einmal Obst ernten.
(Das bedeutet, aus einer tatischen Familie durfte ein und dieselbe Familie nur ein Mädchen als Braut nehmen.)

Wo du auch verweilst, bau dir ein Haus.

Wo es zehn Dienstmädchen gibt, bleibt der Boden ungefegt.

Wüsste der Esel, dass er ein Esel ist, er würde sich das Fell raufen.

Züchtige den Esel gleich auf der Brücke.

Zu Hause - Hahn, auf der Straße - Küken.

Zwei gute Menschen gehen keine Ehe ein.
*1 Ayran = ein Erfrischungsgetränk aus dem Kaukasus und Anatolien aus Joghurt und Wasser im Verhältnis 2:1 mit etwas
    Salz (max. 2%) schaumig gerührt.

*2 Chalwa, Halva = (Vom arabischen Halawa, bedeutet „Desserts“ oder „süß“. Je nach Land auch Halawa, Helva, Alva, Halwa, Chalwas; nicht Türkischer Honig - Montélimar-Nougat.) Eine Süßwarenspezialität, die aus Indien, Iran und Zentralasien stammt und in Deutschland auch als Türkischer Honig bekannt ist. Die Grundmasse besteht aus einem Mus von Ölsamen und Zucker oder Honig und verschiedene Zugaben wie Vanille, Kakao, Nüssen, Mandeln oder anderem. Der name „Türkischer Honig“ ist aber laut Deutscher Honigverordnung als irreführend verboten. Anderer Name deshalb meistens „Weißer Nougat“.   Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Halva

*3 Mullah = ein Ehrentitel eines islamischen Rechts- und Religionsgelehrten. Der Mullah hat den Status eines Gelehrten ohne staatliches Diplom und ist an die Anerkennung anderer Gelehrter gebunden. Die Bezeichnung ist aus dem Arabischen abgeleitet und bedeutet so viel wie „Herr“ oder „Meister“. In ländlichen Gebieten war der Mullah früher der Einzige, der lesen und schreiben konnte. Mullah wurde für rangniedrige Geistliche verwendet, deren Kompetenz eher im Erzählen der Passionsgeschichten, nicht aber die Lehre oder Erlassen von islamischen Rechtsgutachten war. Heute sind alle schiitischen Geistlichen, Vorbeter, Freitagsprediger oder Studenten gemeint. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mullah

*4 Padischah = Nebenform von Schah, einem Herrschertitel im Orient. Der Titel bedeutet „Herrscher“ oder „Großkönig“, vergleichbare dem Kaiser in Europa, dem höchsten Rang eines Herrschers. Im heutigen Iran „König“.

*5  Pilaf = orientalisches Gericht, mit Reis als Hauptzutat.

*6Rohrkolben = Rohrkolbengewächse gehören zur Familie der Typhaceae der Ordnung der Süßgrasartigen (Poales). Ein anderer Name ist auch Lampenputzer oder Pompesel. Es sind Wasser- und Sumpfpflanzen, welche in Feuchtgebieten durch Rhizome dichte Bestände entwickeln können. Die Rhizome sind essbar. Der Nachweis von erhaltenen Stärke Körner auf Schleifsteinen in Europa belegt, das sie schon vor 30.000 Jahren gegessen wurden.